Dreimal war die Einladung gekommen, einen Menschen beim Loslassen zu begleiten – und ihn zukünftig nicht mehr mitzudenken bei Treffen, Planungen, in E-Mailverteiler.
Alle drei sind/waren Engagierte in ihrer Evangelischen Kirche, als Pfarrerin, Pfarrer, als Erwachsenenbildner. Sie haben Leitung übernommen, viel Verantwortung getragen, über Jahrzehnte ihre Treue zu den Menschen und Themen gelebt, Strukturen erlitten, geprägt und selbst welche geschaffen.
Ich stelle mir die Zahl der Mails vor, die sie geschrieben, erhalten und beantwortet haben. Zwischen 10.000 und 30.000/Jahr dürften es sicher sein.
Ich stelle mir die Stunden vor, die sie in Besprechungen saßen, das Suchen nach Lösungen, die Freude über gute Resonanz, die Frustration, wenn alles umsonst war.
Ich stelle mir die Zahlen vor, die sie beachten, hochrechnen, kommunizieren mussten, die Haushalte, das Kämpfen um Mittel.
Was ist jetzt? In der Stunde des Übergangs?
Interessanterweise sprechen fast alle im Gottesdienst und in den Grußworten von anderem:
Wie habe ich Dich erlebt? Wodurch hast Du mich geprägt?
Was durfte ich von Dir lernen? Was wird mir fehlen?
Deine Geradlinigkeit; Deine Verlässlichkeit; Dein „Die Welt wird durch Schönheit gerettet.“, Deine Fähigkeit, andere groß sein zu lassen; Deine Bereitschaft, auch Unangenehmes zu übernehmen; Deine Freundlichkeit …
„Im Abschied erkennen wir, wer wir füreinander sind.“ Dieses Zitat, (leider weiß ich die Autorin nicht mehr), begleitet mich schon viele Jahre. Im Abschied zählen weniger die (wertvollen) Taten, denn diese sind austauschbar. Nicht austauschbar ist das, was wir als Mensch sind, wie wir sind.
Noch besser wie wir geworden sind, wie Lebenskraft und Lassen-müssen, Suchen und Finden, Ärger und Hoffnung, Gemeinschaft und Einsamkeit uns geprägt haben. Und ob wir uns immer wieder versöhnen konnten mit den Steinen im Weg, lernten, auch in ihnen Gottes Gegenwart zu sehen.